Ein Ostfriese in Italien als Botschafter für zukünftige Ernährung
Welch unfassbare Einladung habe ich in diesem Frühsommer bekommen!
Als Mitglied der Slow Food Chef Alliance, wurde ich zum Terra Madre Treffen nach Turin eingeladen!
Der „Terra Madre Salone del Gusto“ ist das größte internationale Treffen des Netzwerkes Slow Food, ein nicht vergleichbares Event, welches zeigt, wie durch Lebensmittel und Genuss, internationale Brücken geschlagen werden und diese politischen Einfluss nehmen.
Eines der bewegenden Themen war „Give Peas a Chance“. Und tatsächlich könnte diese kleine Bohne in Betracht auf die bedeutendste Herausforderung der nächsten Jahrzehnte, die Welt satt zu bekommen, eine der „friedlichen“ Lösungen sein. Bohnen sind in allen Ländern bekannt, unterschiedlichster Art, Ernte und Verarbeitungsweise.
Als die Nachfrage kam, wer ein typisches Gericht aus seiner Heimat mitbringen und für das Publikum zubereiten möchte., war für mich sofort
klar, dass wir unser ostfriesisches Kulinarik-Kulturgut, die „Updrögt Bohnen“
hier bekannt machen könnten.
Fasst vergessen ist die Sorte „Heinrichs Riesen“, welche gelb geerntet und dann samt Schale aufgefädelt wird. Die ca. 1 m langen Bohnenfäden werden getrocknet und so für den Winter konserviert. Im Gegensatz zu den meisten Bohnensorten, wird diese samt der Schale gekocht und gegessen. Aus einem Faden werden zusammen mit Kartoffeln und Beilagen ca. 10 Portionen auf den Tisch gebracht.
Nun gehört in Ostfriesland immer Senf und eine Mettwurst oder/und eine Speckscheibe dazu….
Die Herausforderung der Zukunft wird es jedoch sein, den
Fleischkonsum deutlich zu minimieren. Für mich war es nur eine
kurze Überlegung: Die Bohnen und Kartoffeln wurde in einem Gemüsefond gegart,
welchen wir aus Gemüseresten angesetzt hatten. So erhält der
Bohnen-Kartoffel-Mix gleich den richtigen Geschmack.
Für den Pep haben wir einen Klassiker, die Garnitur „Strindberg“, eine Zwiebel-Senf-Kruste, übernommen. So haben wir direkt den Senf im traditionellen Gericht und die Zwiebeln sorgen für geschmacklichen Biss! Wir konnten es nicht lassen und haben dazu anstelle der Mettwurst, jahreszeitlich passend, Hokaido-Schnitze gebraten.
Zwei tolle Videos wurden während der Veranstaltung gedreht und wer keine Zeit zum Live-Stream hatte, kann hier noch einmal alles sehen:
https://m.youtube.com/watch?v=bvDeMKaF4Rs&feature=youtu.be
oder sich hier einen kleinen Überblick verschaffen: https://www.youtube.com/watch?v=f1szNWer9qw
Sehr spannend und vor allem nachkochenswert ist auch der Bohnen-Patty des Kollegen Nihad Mameledzija aus Sarajewo!
Es waren spannende , gleichzeitig kulinarische und politische Tage in Turin! Geht nicht gibt es nicht!
Herzliche Grüße von der Insel - Ihr und Euer Michael Recktenwald
( alle Fotos dieses Beitrages: Copyright by Lisa Hoffmann)